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Stattliches Knabenkraut

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Der Orchideenbestand der Ehrenbürg

Folgerungen für den Naturschutz

Anhang

Liste gefährdeter Arten im Untersuchungsgebiet

Literaturverzeichnis


Realisation durch faktor i, mit freundlicher Genehmigung der Autoren A. Riechelmann und A. Zirnsack.

Mücken-Händelwurz

Gymnadenia conopsea L. R. BROWN

Anklicken zum VergrößernVon der Anzahl der Pflanzen her ist die Mücken-Händelwurz die verbreitetste Orchideen-Art der Ehrenbürg. Wir fanden ca. 300 Pflanzen zerstreut über zwölf Standorte. Eine Unterscheidung in eine subsp. conopsea und eine subsp. densiflora, wie sie KÜMPEL (1996) vornimmt, scheint uns für das Gebiet der Ehrenbürg nicht gerechtfertigt, da die morphologischen Merkmale stark vermischt und keine zwei Blühphasen zu erkennen sind. Man trifft auf Gymnadenia conopsea in beinahe allen Lichtungen rund um den Gipfel des Walberla. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt aber eindeutig im Bereich des Rodenstein. Hier umsäumt der Hirschhaarstrangsaum den wärmeliebenden Eichenwald als Kontakt-gesellschaft, stellt aber auch an einigen sonnigen Stellen ein mehr flächig ausgeprägtes Übergangsstadium in der Sukzession des Halbtrockenrasens zum Eichenmischwald dar.

Der Hirschhaarstrangsaum (Geranio-Peucedanetum cervariae TH. MÜLL.61) am nord- westlichen Abhang des Rodenstein beherbergt mehr als 60 Pflanzen der Mücken-Händelwurz. Die beiden Charakterarten dieser Pflanzengesellschaft, der Blutrote Storchenschnabel (Geranium sanguineum) und der Hirsch-Haarstrang (Peucedanum cervaria), werden begleitet vom Dost (Origanum vulgare), der Ästigen Graslilie (Anthericum ramosum), dem Sichelblättrigem Hasenohr (Bupleurum falcata), dem Acker-Wachtelweizen (Melampyrum arvense), dem Zottigen Klappertopf (Rhinanthus alectorolophus) und der Berg-Segge (Carex montana). Wenn im Wärmeliebenden Eichenmischwald viele Arten der Säume vorkommen, ist dies nicht verwunderlich; denn er stellt ja, wie bereits angesprochen, ein Endstadium in der Sukzessionsreihe über den Halbtrockenrasen und die Liguster-Schlehengebüsche dar.

Die Beobachtungen im Untersuchungsgebiet zeigen, daß die Gesellschaft des Hirschhhaarstranges sowohl eine Pflanzengesellschaft des räumlichen Übergangs als  auch eine des zeitlichen Durchgangs ist. Für solche wenig beweideten oder nur gelegentlich gemähten Bereiche ist auch charakteristisch, daß oft Jungtriebe der Schlehe (Prunus spinosa) aufkommen und so eine Vorstufe zum Liguster-Schlehengebüsch (Pruno-Ligustreum) bilden. Hier lassen sich auch die beiden Charakterarten dieser Gesellschaft, der Große Ehrenpreis (Veronica teucorium) und die Mehlige Königskerze (Verbascum lychnitis) finden. Der Echte Baldrian (Valeriana officinalis), der Deutsche Enzian (Gentiana germanica) und der Gemeine Augentrost (Euphrasia rostkoviana) bilden den spätsommerlichen Aspekt des Hirschhaarstrangsaumes. Man muß R. GRADMANN (1950) zustimmen, wenn er sagt, daß es kaum eine andere Pflanzengesellschaft gibt, "die durch ihre edle Eigenart, ihre Schönheit und den Reichtum ihrer Farben unsere Liebe und Bewunderung verdient".

Zahlreiche Differentialarten des wärmeliebenden Waldtyps, wie das Rauhe Veilchen (Viola hirta), die Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia) und die Echte Goldrute (Solidago virgaurea) zeigen, daß es sich bei den hier beschriebenen Gebieten keineswegs um aufgewertete Halbtrockenrasen mit untreuen Wanderarten handelt, sondern tatsächlich um Säume des Eichenmischwaldes (vergl. KOMMA 1985).

Der Blühbeginn für die Mücken-Händelwurz liegt im Bereich der Ehrenbürg in der letzten Juniwoche. Der Fruchtansatz betrug bei fast allen Pflanzen zwischen 90 und 100 Prozent. Mitte September hatten sie bereits ausgesamt und wir fanden nur noch vertrocknete Fruchtstände vor. Die pH-Messungen ergaben für den trockenen Ah-Horizont Werte zwischen 6,3 und 6,7 / 4 Messungen (5,6 - 6,4 / 6 Messungen). Bei der Lichtmessung zur Zeit der größten Sonneneinstrahlung erhielten wir Werte zwischen 70 000 Lux und 80 000 Lux. Bei Pflanzen, die in fortgeschrittenen Sukzessionsstadien siedeln, lag die Beleuchtungsstärke im Schatten bei annähernd 5 000 Lux, an Stellen der maximalen Sonneneinstrahlung bei 40 000 Lux (Variationsbreite des Lichtgenusses in Prozent der absoluten Strahlung: sonnig 6,25% - 50%).

Für den Hauptstandort von Gymnadenia conopsea besteht zur Zeit keine Gefährdung, solange das Terrain beweidet oder gemäht wird. Bei den kleinflächigen Standorten dringt der Wald infolge natürlicher Sukzession immer weiter vor, so daß die Schneisen in wenigen Jahren zugewachsen sein werden. Da diese Standorte flächenmäßig nur eine geringe Ausdehnung haben, könnte durch Auslichten der Gehölze eine deutliche Bestandsverbesserung erreicht werden.