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Bienen-Ragwurz

Fliegen-Ragwurz

Stattliches Knabenkraut

Helm-Knabenkraut

Brand-Knabenkraut

Der Orchideenbestand der Ehrenbürg

Folgerungen für den Naturschutz

Anhang

Liste gefährdeter Arten im Untersuchungsgebiet

Literaturverzeichnis


Realisation durch faktor i, mit freundlicher Genehmigung der Autoren A. Riechelmann und A. Zirnsack.

Einleitung

Das Walberla von Norden. Anklicken zum VergrößernZwischen den Städten Forchheim und Ebermannstadt liegt ein Vorberg der Fränkischen Alb, die Ehrenbürg, im Frankenland besser unter den Namen "Walberla" bekannt. Von der Frankenalb im Osten durch den Ehrenbach abgetrennt und von der breiten Wiesent-Aue im Nordwesten begrenzt erhebt sich der mächtige Felsklotz mit seinen zwei Gipfeln, Rodenstein (532 m NN) und Walberla (514 m NN), rund zweihundert Meter über die vorgelagerte Regnitzebene. Dazwischen trägt er ein breites, in der Mitte stark eingesatteltes Plateau (472 m NN) von ca. 1500 Meter Länge und 300 Meter Breite. Die Hochfläche umfaßt etwa 36 Hektar (KNÖRLEIN 1997). Eine so nüchterne Beschreibung kann aber nichts über den großartigen Anblick aussagen, den die Ehrenbürg dem Betrachter bietet, der sich von Süden her nähert. Steil ragt der Berg, von Kennern auch "fränkische Akropolis" betitelt (RÄBEL 1924),  von einer Wucht und wilden Größe, wie man sie für gewöhnlich nur im Hochgebirge findet (SCHERZER 1922), aus der Ebene auf und "überwacht" herrschaftlich das Wiesenttal und die umliegenden Ortschaften Kirchehrenbach, Leutenbach und Schlaifhausen.

Als wuchtiger geologischer Zeugenberg, den schon Albrecht Dürers Stift festgehalten und Victor von Scheffel in einer Liedstrophe besungen hat, zählt er zu den bedeutendsten Gelände- und Bodendenkmälern der nördlichen Frankenalb und gilt als eine der schönsten Erhebungen der deutschen Mittelgebirge (SCHWARZ 1994).Man bezeichnet übriggebliebene inselartige Höhen als Zeugenberge, weil sie von der heute verschwundenen ehemaligen größeren Ausdehnung ihrer geologischen Formation Zeugnis geben.

Schon in vorgeschichtlicher Zeit war der mächtige Berg am westlichen Eingang zur Fränkischen Schweiz ein Mittelpunkt der in seiner Umgebung lebenden Völker, ein Ort, der zu den bedeutendsten Plätzen der Vor- und Frühgeschichte in Oberfranken zählt (ABELS 1994). Seit der Bronzezeit stellt dieses Massiv ein Heiligtum dar: zunächst einen Kultplatz der Kelten, dann ein germanisches Heiligtum und schließlich auch für die Christen eine geweihte Stätte, die in dem heutigen Walberlafest noch immer fortdauert und in der die Ehrenbürg krönenden Walburgis-Kapelle ihren Ausdruck findet. Mehr als hundert Aufsätze aus dem prähistorischen, geschichtlichen, kulturgeschichtlichen, volkskundlichen und naturwissenschaftlichen Bereich in Zeitungen und Zeitschriften spiegeln die Bedeutung des Berges und seiner nicht minder berühmten "Walberla-Kirchweih" wieder (SIEGHARDT 1961).

Über die Herkunft des Namens "Ehrenbürg" liegen verschiedene Deutungsversuche vor. Nach MENHOFER (1958 a) steckt im ersten Teil des Wortes "Ehrenbürg" der lateinische Ausdruck "arca", der soviel wie "Verschluß" oder "Schutz" bedeutet. Dieses "arca" ist über die indogermanische Wurzel "arec" mit dem germanischen "arih", was soviel wie "verschlossener, geschützter Raum" bedeutet, verwandt (vergl. Arche Noah). Die Endsilbe "bürg" bezeichnet stets eine alte Burg oder eine frühgeschichtliche Schutzanlage. Zieht man diese Namenswurzeln heran, so könnte man die Bezeichnung "Ehrenbürg" als den "schützenden Raum" oder "die Burg, die Zuflucht gewährt", auslegen. Eine derartige Deutung wäre auch mit der Geschichte des Berges vereinbar.

Der Name "Walberla" läßt sich kaum über das 18. Jahrhundert zurückverfolgen und erscheint 1768 zum ersten Mal in Erlangen urkundlich erwähnt als Ausdruck Erlanger Studenten und Nürnberger Ausflügler "aufs Walperla gehen" (SCHREIBMÜLLER 1949).

Alljährlich findet am ersten Sonntag im Mai das Walburgis- oder Walberlafest statt, das als das älteste deutsche Frühlingsfest (TITZE 1972) und zugleich als eines der schönsten deutschen Bergfeste gilt (KROLOPPER 1978). Von nah und fern pilgern an diesem Tag zehntausende Besucher zu der alten Kultstätte, an der schon unsere Vorfahren ihre Frühlingsfeste abhielten. Das Walberlafest war ursprünglich ein Patronatsfest zu Ehren der heiligen Walburga, zu dem am 1. Mai die Bewohner der vielen umliegenden Dörfer wallfahrteten. Nach dem Gottesdienst deckten sie sich auf dem Markt, der sich um die Kirche entwickelte, mit den Dingen des täglichen Bedarfs ein. So trat neben die kirchliche Feier das weltliche Marktgeschehen, welches in der Folgezeit den eigentlichen Feieranlaß mehr und mehr in den Hintergrund treten ließ. J.K. BUNDSCHUH weiß im 1. Band seines 1799 erschienenen "Geographischen Statistisch-Topographischen Lexikon von Franken" von 6000 bis 8000 Menschen zu berichten, die zu diesem Markt von überall her kamen und allein von 200 Schustern, die dort ihre Erzeugnisse anboten (zitiert bei KNÖRLEIN 1988).

Seit dem Jahre 1909 findet das Fest nicht mehr am Patronatstag statt, sondern wurde wegen des großen Besucherandranges auf den 1. Sonntag im Mai verlegt. Nach RÄBEL (1924) strömten im Jahre 1923 mehr als 70.000 Festbesucher auf den Berg und auch SIEGHARDT (1961) berichtet, daß 1951 rund 50.000 Menschen den breiten Bergrücken hinaufzogen, um lustige Bergkirchweih zu feiern; so kamen die Besucher nicht etwa nur aus der Fränkischen Schweiz, sondern auch aus den Städten Bamberg, Forchheim, Erlangen, Fürth und Nürnberg. Nach einer Schätzung des Landratsamtes Forchheim (mündl. Mitteilung Herr KAINER) vergnügten sich im Jahre 1997 ca. 35.000 Besucher auf der Ehrenbürg beim Walberlafest.

Feiern hat auf dem Walberla Tradition. Wallfahrten zur heiligen Walburga sind seit dem 9. Jahrhundert bezeugt. Natürlich wurde dabei auch manches von den germanischen Bräuchen mit übernommen, und mit der Zeit entstand aus dem germanischen Frühlingsfest eine christliche Bergkirchweih und aus dieser eine "Walberlas-Kerwa" echt fränkischer Prägung. Schon im Jahre 1360 soll auf der Ehrenbürg ein Jahrmarkt abgehalten worden sein, doch als Kirchweihfest hat das Walberlafest erst seit 1909 einen Stammplatz im Kalender der Franken (HOFMANN 1958).

Von diesem Fest werden seitdem Einheimische und Fremde am ersten Sonntag im Mai magnetisch angezogen: Zu Tausenden pilgern sie auf die Ehrenbürg, um nach anstrengendem Aufstieg Bier, Bratwürste und Aussicht zu genießen. Zwar hat das Landratsamt Forchheim als Naturschutzbehörde durch Anordnung vom 5. September 1950 (Amtsblatt 1950, Nummer 36) den Berg unter Landschaftsschutz gestellt, aber F. LAUTNER forderte bereits 1958 für die besonders wertvollen Landschaftsteile den Schutz straffer zu gestalten. Um den Trubel nicht noch mehr ausufern zu lassen, versuchte man seit einigen Jahren, den Rummel um die Walberla-Kirchweih in geordnete Bahnen zu lenken. Seit dem 11. September 1987 stehen 155 Hektar des Gipfelbereiches und der Hänge der Ehrenbürg unter Naturschutz, um die für diese Lebenräume typischen Tier- und Pflanzenarten zu bewahren. So entstand eines der größten und zugleich wertvollsten Naturschutzgebiete Oberfrankens, für das vor allem die thermophilen Laubwälder und die Halbtrockenrasen charakteristisch sind; aber auch die Felsbandgesellschaften der Schwammkalkriffe und die reich strukturierten Heckenzüge verdienen aus ökologischer Sicht Beachtung. Seltene Pflanzen machen die Ehrenbürg zu einer Naturoase. Das Fränkische Habichtskraut (Hieracium franconicum) beispielsweise kommt im nördlichen Frankenjura fast ausschließlich auf den Walberla-Felsen vor (GAUCKLER 1958).

Daneben beherbergt die Ehrenbürg 602 Farn- und Pflanzenarten im Bereich des Naturschutzgebietes (v. BRACKEL 1990), das sind mehr als 35 Prozent aller in Oberfranken beheimateten Gefäßpflanzenarten (MERKEL & WALTER 1988).

Viele Naturfreunde begrüßten die Ausweisung als Naturschutzgebiet von Anfang an und sahen in dieser Maßnahme die Möglichkeit schlechthin, die Einmaligkeit der Flora und Fauna der Ehrenbürg zu erhalten. Man hatte die berechtigte Hoffnung, daß in der Praxis ein Status quo eintreten würde und das Walberla und der Rodenstein keiner weiteren Zerstörung ausgeliefert wäre. Doch leider erfüllte sich diese Hoffnung nicht. Auch nach der Unterschutzstellung konnte ein massiver Raubbau am Naturschutzgebiet und ein immer sorgloserer Umgang mit der Tierwelt und den geschützten Pflanzen festgestellt werden. Bereits 1992 wies K. LUCKE in ihrem Wanderführer "Franken" darauf hin, daß die als Naturschutzgebiet ausgewiesene Ehrenbürg durch die vielen Besucher arg geschunden wird und dieser Besucherstrom den Umweltschützern ein Dorn im Auge sei.

Die Ehrenbürg gilt bei Botanikern als ein ideales Untersuchungsgebiet; es bietet auf kleinsten Räumen Pflanzen, die heute ihr Hauptverbreitungsgebiet im alpinen, mediterranen oder kontinentalen Zonen haben. So gesehen ist die Ehrenbürg für uns heute ein äußerst wertvoller Naturschauplatz und nicht zuletzt ein Dokument längst vergangener Zeiten (KOMMA 1984). Der insgesamt schützenswerte Zeugenberg fordert geradezu heraus, Studien zu betreiben. Dies ist auch schon deswegen angebracht, weil an Hand der extrem angepaßten und zugleich empfindlichen Pflanzen gezeigt werden kann, wie stark sie durch Besucher und Sportler aller Freizeitströmungen belastet und gefährdet sind.

Daraus ergab sich für uns die Notwendigkeit, nach jahrelanger Geländearbeit am Beispiel der Bestandsentwicklung der Orchideen der Ehrenbürg auf die Problematik eines Naturschutzgebietes hinzuweisen, das durch seine Nutzer wie Drachenflieger, Kletterer, Mountain-Biker, Modellflieger und die vielen Besucher stark beeinträchtigt wird. Ziel dieser Arbeit soll es sein, die noch vorhandenen Orchideenbiotope der Ehrenbürg ökologisch und pflanzensoziologisch zu beschreiben, Veränderungen auf zu zeigen und ihren momentanen Zustand zu dokumentieren.

Die Einführung sei nicht ohne ein Wort des Dankes abgeschlossen. Es gilt Herrn Georg KNÖRLEIN (Kirchehrenbach), Leiter der Bibliothek des Fränkische-Schweiz-Vereins in Ebermannstadt, für die Hilfe bei der Beschaffung von Literatur über die Ehrenbürg; ferner Herrn Christian WOLF (Neumarkt) für die Druckerlaubnis eines Luftbildes der Ehrenbürg und meinem Kollegen Herbert HIEKE (Nürnberg) für die Durchsicht des Manuskriptes. Hilfestellung erfuhren wir ferner durch Herrn Prof. Dr. Reinhold ROSSNER (Erlangen) bei der Erörterung des Problems der Oszillation der pH-Werte.