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Stattliches Knabenkraut

Helm-Knabenkraut

Brand-Knabenkraut

Der Orchideenbestand der Ehrenbürg

Folgerungen für den Naturschutz

Anhang

Liste gefährdeter Arten im Untersuchungsgebiet

Literaturverzeichnis


Realisation durch faktor i, mit freundlicher Genehmigung der Autoren A. Riechelmann und A. Zirnsack.

Helm-Knabenkraut

Orchis militaris L.

Anklicken zum VergrößernMit dem Helm-Knabenkraut begegnet uns die seltenste Orchidee der Ehrenbürg. Lediglich ein Einzelexemplar konnten wir seit 1995 jährlich an der Südwestflanke des Berges kartieren. Es handelt sich um einen thermisch begünstigten Standort auf trockenem, schwach humosen aber kalkreichen Boden am sogenannten "Kleinem Walberla" in etwa 350 Meter Höhe. Die Grünfläche, die von Ackerland umgeben ist, stellt einen Halbtrockenrasen dar, mit Magerkeitszeigern wie dem Zittergras (Briza media) und der Kleinen Bibernelle (Pimpinella saxifraga) sowie Kalkzeigern wie dem Wiesen-Salbei (Salvia officinalis) und dem Purgier-Lein (Linum catharticum).

Dieser thermophile Halbtrockenrasen unterscheidet sich schon durch sein  Erscheinungsbild von anderen Trockenrasen. Die südwestliche Exposition bedingt eine starke Sonneneinstrahlung und die Aufwinde trocknen den flachgründigen Boden schnell aus, so daß die Vegetation keinen allzu hohen Deckungsgrad erreicht. Aus diesem Grunde können sich hier auch Arten halten, die in weniger extremen Lagen von hochwüchsigen Arten verdrängt werden würden. Trockenheits- und Wärmezeiger wie der Natternkopf (Echium vulgare) und das Gemeine Sonnenröschen (Helianthemum nummularium) kommen bevorzugt hier vor. Von den Gräsern haben die Aufrechte Trespe (Bromus erectus), das Knäuelgras (Dactylis glomerata) und das Blaugras (Sesleria varia) den größten Anteil. Als häufigste Segge tritt die Blaugrüne Segge (Carex flacca) auf. Die Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias), die Futter-Esparsette (Onobrychis viciifolia), der Feld-Thymian (Thymus serpyllum) und die Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium) sind ebenfalls am Aufbau dieser Pflanzengesellschaft beteiligt.

Anklicken zum Vergrößern Um die beschriebene Assoziation als echten Trockenrasen (Xerobrometum Br.-Bl. 1931) bezeichnen zu können, fehlen außer der Gewöhnlichen Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris), der Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusionorum), dem Kriechendem Fingerkraut (Potentilla reptans) und dem Schopf-Hufeisenklee (Hippocrepis comosa) weitere gute Charakterarten für Trockenrasen. Damit man aber bestimmte Pflanzensoziologien sicher erkennen kann, ist es notwendig, mehrere Pflanzenbestände zu analysieren; da uns aber für Orchis militaris nur ein Standort zur Verfügung steht, bleibt uns nur der Vergleich mit der Literatur.

Aufgrund der Artenzusammensetzung könnte es sich um einen typischen Trespen-Halbtrockenrasen (Mesobromium) handeln (Orchis militaris ist nach OBERDORFER 1990 eine Verbandscharakterart des Mesobromium), wären da nicht noch mit relativ hoher Deckung Hirsch-Haarstrang (Peucedanum cervaria), Dost (Origanum vulgare) und die Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris) beteiligt. Dies sind Arten, die ihren Schwerpunkt in Säumen haben, also den Übergangsbereich zwischen Gebüsch und offener Fläche bevorzugen. NEZADAL & WELSS  (1996) sprechen von einem "versaumenden Trockenrasen", der nach seiner Artenkombination dem Hirschwurz-Saum (Geranio-Peucedanetum cervariae TH. MÜLL. 61) sehr nahe kommt, während POTT (1992) diese Assoziation für einen Esparsetten-Halbtrockenrasen (Onobrychido-Brometum) hält. Wir konnten diesen Standort nicht eindeutig zuordnen, tendieren aber eher zur Auffassung von NEZADAL & WELSS (1996).

Das Vorkommen einer Einzelpflanze von Orchis militaris an einen untypischen Standort läßt aber auch eine andere Interpretation zu, nämlich daß die Pflanze dort angesalbt wurde; wir können diese Möglichkeit nicht ganz von der Hand weisen.

Der Standort wird extensiv bearbeitet. Einmal im Jahr mähen ihn Mitglieder der BN-Ortsgruppe oder das Gelände wird beweidet. Als Erfolg dieser Maßnahme konnten wir bereits einige Pflanzen von Gymnadenia conopsea vermerken und auch Vertreter des Xerobrometums erscheinen vermehrt. Jedoch haben die in der unmittelbaren Nähe anschließenden Felder einen negativen Einfluß auf das sehr labil reagierende Ökosystem des Halbtrockenrasen.

Der Blühbeginn liegt beim Helm-Knabenkraut um den 10. Mai, bereits Anfang Juni zeigte die Pflanze einen guten Fruchtansatz. Als freistehendes Exemplar erhält sie die volle Lichtmenge, die zum Zeitpunkt der größten Sonneneinstrahlung zwischen50 000 und 60 000 Lux liegt. Der pH-Wert des trockenen  Ah-Horizontes betrug 6,2 (1 Messung).

Eine Einzelpflanze in einem Biotop ist stets extrem gefährdet; es wäre aber einen Versuch wert , den Standort völlig aufzulassen und nicht mehr zu pflegen, da nach Beobachtungen von HEINRICH (1993) die Populationsstärken von Orchis militaris in völlig aufgelassenen Xerotherm-Standorten beachtlich zugenommen haben. Das weist doch wohl darauf hin, daß das Helm-Knabenkraut keine Art regelmäßig gemähter Wiesen ist, sondern vielmehr Auflassungsflächen benötigt. Sollten sich auch unter diesen Verhältnissen keine Jungpflanzen mehr entwickeln können, so ist ein Aussterben von Orchis militaris auf der Ehrenbürg nur eine Frage der Zeit.