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Einleitung

Lage des bearbeiteten Gebietes

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Kulturgeschichte

Ausgewertete Literatur

Bemerkungen zu den einzelnen Arten

Bleiches Waldvögelein

Breitblättrige Kuckucksblume

Dunkelrote Stendelwurz

Breitblättrige Stendelwurz

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Mücken-Händelwurz

Großes Zweiblatt

Nestwurz

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Fliegen-Ragwurz

Stattliches Knabenkraut

Helm-Knabenkraut

Brand-Knabenkraut

Der Orchideenbestand der Ehrenbürg

Folgerungen für den Naturschutz

Anhang

Liste gefährdeter Arten im Untersuchungsgebiet

Literaturverzeichnis


Realisation durch faktor i, mit freundlicher Genehmigung der Autoren A. Riechelmann und A. Zirnsack.

Breitblättrige Kuckucksblume

Dactylorhiza majalis (REICHENBACH) P.F. HUNT & SUMMERHAYES

Anklicken zum VergrößernDas Ackerland um die Dörfer Schlaiffhausen, Wiesenthau und Kirchehrenbach wird bergan zur Ehrenbürg von einem breiten Ring von Wiesenland umgeben. Dieser Kulturlandwechsel hat einen geologischen Grund, denn wir befinden uns hier an der Grenze des Lias zum Dogger. Dieser Wiesenkranz unmittelbar vor dem Steilanstieg zum Walberla wird durch eine Verebnung angezeigt, die im Bereich des Opalinuston liegt (vergl. SCHNITZER 1959). Infolge seiner Wasserundurchlässigkeit bildet er einen Quellhorizont, so daß wir in diesem Teil des Bearbeitungsgebietes gelegentlich sumpfige Stellen oder kleine Quellbereiche antreffen, bei weitem aber nicht mehr so häufig wie noch vor wenigen Jahren.

Feucht- und Naßwiesen bieten dem Breitblättrigen Knabenkraut ideale Standortbedingungen. So fanden wir auf einer Quellflur östlich von Wiesenthau im Frühjahr 1987 mehr als 200 Exemplare dieser Pflanze. Ein Wechsel in der Pacht führte dazu, daß der neue Nutzer durch die gesamte Feuchtwiese Drainagerohre legte und das Gelände entwässerte. Da es sich bei diesem Biotop nicht um eine  Fläche nach Artikel 6d des Bayerischen Naturschutzgesetzes handelte und es auch nicht im Bereich des Naturschutzgebietes Ehrenbürg lag, war diese Maßnahme nicht erlaubnispflichtig. Man konnte aber absehen, daß der Bestand von Dactylorhiza majalis in der Folgezeit rapide zurückgehen werde. In diesem Zusammenhang möchten wir einen Gedanken von ECCARIUS (1983) wiedergeben, der auch auf das Gebiet der Ehrenbürg zutreffen könnte: "Fast scheint es heute so, als ob das Gemüt vieler Menschen nicht so sehr durch total verunkrautete Wiesen ... und durch zahlreiche sonstige Abfälle und Unrat verzierte Geländestücke beunruhigt wird, als vielmehr durch die wenigen noch intakten, naturnahen Biotope".

Der Wuchsort des Breitblättrigen Knabenkrautes ist als Geländemulde ausgebildet und besitzt jetzt nur noch eine Ausdehnung von ca. 10 Meter x 25 Meter. Die Fläche verfügt über eine sehr schwach schüttende Sickerquelle. Da der Muldenboden ganzjährig feucht ist und von den angrenzenden Äckern und Wiesen Nährstoffe eingeschwemmt werden, zeigen die Pflanzen ein starkes Wachstum und Biomassenproduktion. Sehr kritisch zu beurteilen ist die Konkurrenzstärke der Dactylorhiza-Arten gegenüber anderen Pflanzen. So zeigte sich deutlich eine Verringerung des Dactylorhiza majalis Bestandes, wenn beispielsweise das Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria) einen zunehmenden Deckungsgrad erreicht.

Diese Feuchtwiese mit der Breitblättrigen Kuckucksblume läßt sich dem Vegetationsverband der Kohldistel-Wiese (Cirsio oleracei-Polygonetum bistortae TX. 51) zuordnen. Neben den Kennarten dieser Assoziation wie der Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum) und dem Schlangen-Knöterich (Polygonum bisorta) zeigen die Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi), die Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris), das Wiesen-Labkraut (Gallium molugo) sowie der Scharfe Hahnenfuß (Ranunculus acris) und der Kriechende Hahnenfuß (Ranunculus repens) beachtliche Stetigkeit. Auf die  Einschwemmung von Stickstoff aus den umliegenden Fettwiesen verweisen der Kriechende Günsel (Ajuga reptans) und das Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria).

An Gräsern beherbergt die Kohldistel-Wiese unter anderem den Wiesen-Schwingel (Festuca pratensis), das Wiesen-Rispengras (Poa pratensis), das Knäuelgras (Dactylis glomerata), den Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis) und das Wollige Honiggras (Holcus lanatus).

Der Blühbeginn liegt beim Breitblättrigen Knabenkraut im Gebiet der Ehrenbürg um den 20. Mai. Die pH-Messungen für den feuchten Ah-Horizont ergaben Werte zwischen 6,0 und 6,3 (6 Messungen), der Fruchtansatz lag zwischen 50 und 60 Prozent. Als völlig freistehende Wiesenorchidee erhält Dactylorhiza majalis in den Nachmittagsstunden die  maximale Lichtmenge von 80 000 Lux.

Anzahl der blühenden Exemplare: 1987 / > 200 Ex., 1990 / 11 Ex., 1991 / 6 Ex., 1993 / 0 Ex., 1995 / 11 Ex., 1996 / 12 Ex., 1997 / 10 Ex., 1998 / 15 Ex.

Nach dem drastischen Rückgang der Individuenzahl wegen der Trockenlegung hat sich der Bestand nun auf etwa 10 bis 15 Pflanzen eingependelt. Der Totalausfall im Jahre 1993 lag an der starken Trockenheit des Frühjahrs und des  Sommers 1992, besonders während der Vegetationsperiode der Orchideen, was eine unzureichende Ausbildung der Speicherorgane für das nächste Jahr zur Folge hatte. Infolge ausbleibender Mahd verfilzte die Feuchtwiese zusehends. Auf Intervention des einen von uns (A.Z.) wurde das Gelände vom Besitzer im Spätherbst 1993 abgemäht. Doch leider wählte dieser für seine Aktion einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Sein schwerer Schlepper verdichtete den feuchten Untergrund sehr stark und als Nebeneffekt hinterließen die breiten Reifen zwanzig Zentimeter tiefe Spurrillen.

Da es sich bei dieser Feuchtwiese um die letzte im Bereich der Ehrenbürg handelt, muß diese Fläche unbedingt erhalten bleiben.  Als dringende Maßnahme zur ökologischen Verbesserung des Dactylorhiza majalis Bestandes schlagen wir deshalb vor:

die Einrichtung eines 5 Meter breiten Pufferstreifens um den gesamten Feuchtwiesenbereich, damit der Düngereintrag reduziert wird, weil das Breitblättrige Knabenkraut als lichthungrige Orchideenart durch die dann hoch aufschießenden Gräser und Pflanzen nicht mehr genügend Licht bekommt,

mehrmalige jährliche Mahd der Pufferstreifen,

regelmäßige Mahd der Feuchtwiese während einer sehr trockenen Witterungsperiode oder im Winter bei gefrorenem Boden und Entfernung des Mähgutes,

Einbeziehung des Feuchtgebietes in das Naturschutzgebiet der Ehrenbürg.