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Großes Zweiblatt

Nestwurz

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Stattliches Knabenkraut

Helm-Knabenkraut

Brand-Knabenkraut

Der Orchideenbestand der Ehrenbürg

Folgerungen für den Naturschutz

Anhang

Liste gefährdeter Arten im Untersuchungsgebiet

Literaturverzeichnis


Realisation durch faktor i, mit freundlicher Genehmigung der Autoren A. Riechelmann und A. Zirnsack.

Großes Zweiblatt

Listera ovata (L.) R.BROWN

Anklicken zum VergrößernObwohl Listera ovata in Bayern zu den häufigeren Orchideen zählt, eine weite ökologische Amplitude besitzt und auf der Ehrenbürg geeignete Biotope vorhanden sein müßten, gelang es uns über viele Jahre hinweg nicht, das Große Zweiblatt aufzufinden. In der Arbeit von BRACKEL & ZINTL (1983) und in der Schrift des ARBEITSKREISES WALBERLA (1990) werden aber Funde der Pflanze erwähnt.

Die wenig auffällige Orchideenart kann man im Gelände meist nicht sehr gut erkennen, weil sich die grüne Pflanze und die grünen Blüten schlecht von der sie umgebenden, ebenfalls grünen Krautschicht abheben. Nicht alle Pflanzen blühen, aber auch die nicht blühenden Sprosse lassen sich anhand der beiden typischen Laubblätter gut identifizieren. Noch besser findet man diese Blätter im absterbenden Zustand, weil sie sich frühzeitig gelb färben und dann aus der grünen Begleitflora hervorstechen.

Anklicken zum VergrößernEben diese gelben Blätter machten uns Anfang Juli 1998 auf zwei fruchtende Pflanzen von Listera ovata aufmerksam, die zu diesem Zeitpunkt bereits ausgesamt hatten; sie standen auf einem thermophilen Schlagflurstreifen auf Malmschutt in südwestlicher Exposition auf dem Plateau der Ehrenbürg. Diese Schlagfluren unterscheiden sich in ihrem Arteninventar nur wenig von dem nahegelegenen Grünland und dem Unterwuchs der wärmeliebenden Eichenmischwälder. Die Arten der Waldsäume finden hier ideale Bedingungen; einerseits erhalten sie hohen Wärme- und Lichtgenuß durch ihre Südwestexposition und den sich schnell erwärmenden Kalk, andererseits Schutz durch die austreibenden Baumstümpfe von der Stiel-Eiche (Quercus robur), der Rot-Buche (Fagus silvatica) und der Wald-Hasel (Corylus avellana). Am Rande der Schlagflur treten die Schlehe (Prunus spinosa) und die Gemeine Mehlbeere (Sorbus aria) vermehrt auf. In der lockeren Krautschicht trafen wir auf die Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris), den Wald-Ehrenpreis (Veronica officinalis), das Wald-Greiskraut (Senecio silvaticus) und den Wirbeldost (Satureja vulgaris).

Der pH-Wert im Bereich der zwei Pflanzen lag  zwischen 6,7 und 6,8 (2 Messungen), der Feuchtezustand des Oberbodens war frisch. Die Lichtmessung zur Zeit der größten Sonneneinstrahlung ergab Werte von 10 000 Lux im Schatten und 40 000 Lux in der Sonne (Variationsbreite des Lichtgenusses in Prozent der absoluten Strahlung: sonnig 12,5%-50 %).

Ackerbau wird vom Fuß bis zum Gipfel der Ehrenbürg in allen geologischen Schichten betrieben. So auch in unmittelbarer Nähe zum Standort von Listera ovata. Um einen einigermaßen guten Ertrag zu liefern, müssen aber diese Äcker gedüngt werden. Da die Äcker etwa zehn Meter über dem Niveau der Schlagflur liegen, ist eine Abschirmung von Biotopen gegen Stickstoffeinschwemmung aus landwirtschaftlich genutzten Flächen durch Oberflächenwasser praktisch unmöglich, zumal Gülle das Lösungsmittel selbst mitliefert. ROTHE & HITZKE (1991) berichten, daß auch eine hinreichende Abschirmung von Stickstoffeintrag aus der Luft außerordentlich selten ist. Der Dünger wird vom Wind bis zu 50 Meter tief in die benachbarten Biotope getragen und führt dort langfristig zu einem verstärkten Auftreten von nitrophilen Arten. Diese Aussage wird durch einen Saum der Großen Brennessel (Urtica dioica) am Rande der Schlagflur bekräftigt.

VEITH & HASSLER (1990) beobachten eine zunehmende Veränderung des Gesamt-Artenspektrums in Wäldern durch starken Eintrag von Nährstoffen aus der Luft und damit dem vermehrten Aufkommen einer Strauchschicht. Diese Tatsache führte zu einer größeren Diversität von Gefäßpflanzen, aber gleichzeitig zu einer Beeinträchtigung der Standortbedingungen für Waldorchideen. Nach MÜNZING (1986) schwankt die auf ein Jahr hochgerechnete Gesamtdeposition an Nitrat- und Ammoniumstickstoff zwischen 15,9 kg und 17,2 kg pro Hektar. Obwohl Listera ovata eine größere Toleranz gegenüber Stickstoff aufweist als andere Orchideen, könnte diese Toleranzgrenze bald überschritten sein und dies das "Aus" für das Große Zweiblatt auf der Ehrenbürg bedeuten.