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Einleitung

Lage des bearbeiteten Gebietes

Geologie

Klima

Kulturgeschichte

Ausgewertete Literatur

Bemerkungen zu den einzelnen Arten

Bleiches Waldvögelein

Breitblättrige Kuckucksblume

Dunkelrote Stendelwurz

Breitblättrige Stendelwurz

Schmallippige Stendelwurz

Müllers Stendelwurz

Violette Stendelwurz

Mücken-Händelwurz

Großes Zweiblatt

Nestwurz

Bienen-Ragwurz

Fliegen-Ragwurz

Stattliches Knabenkraut

Helm-Knabenkraut

Brand-Knabenkraut

Der Orchideenbestand der Ehrenbürg

Folgerungen für den Naturschutz

Anhang

Liste gefährdeter Arten im Untersuchungsgebiet

Literaturverzeichnis


Realisation durch faktor i, mit freundlicher Genehmigung der Autoren A. Riechelmann und A. Zirnsack.

Ausgewertete Literatur

Die Beschäftigung mit der Flora hat in Franken eine gute alte Tradition. Man nannte die Botanik auch die "scientia amabilis" - die liebenswürdige Wissenschaft (TITZE 1992). Während für einen anderen Zeugenberg der Fränkischen Alb, den Moritzberg bei Lauf, bereits seit 1584 Aufzeichnungen über Orchideen vorliegen (RIECHELMANN 1993), finden sich Hinweise in der Literatur zu Orchideenvorkommen im Bereich der Ehrenbürg recht spärlich. Unter den mehr als hundert Veröffentlichungen über das Walberla trifft man auf relativ wenig Arbeiten, die sich mit der Flora befassen und Orchideenvorkommen erwähnen. Dies erscheint um so erstaunlicher, da das Botanische Institut der Universität Erlangen, einer alten Tradition folgend, seine Studenten seit Beginn des 19. Jahrhunderts auf die Ehrenbürg führt, um hier Bestimmungsübungen für Pflanzen abzuhalten und die botanischen Besonderheiten des Berges aufzuzeigen (KOMMA 1985).

Ausgang für eine Beschäftigung mit Orchideen in einem bestimmten Gebiet ist die Kenntnis der Verbreitung der einzelnen Arten. Das zeitaufwendige Studium der botanischen Literatur, die oft in schwer zugänglichen Publikationen versteckt ist, und das Aufsuchen von Lokalfloren in Bibliotheken ergeben ein Verbreitungsbild der einzelnen Arten für bestimmte Zeitabschnitte. Das Bild der historischen Verbreitung von Orchideen ist jedoch für die Ehrenbürg nur lückenhaft. Alte Fundortangaben stellen meist nur Einzelfunde dar; ehemals häufige und weitverbreitete Arten wurden in der älteren Literatur meist nicht erwähnt oder durch Angaben wie "häufig" oder "gemein" gekennzeichnet. Dadurch wird eine genaue Rekonstruktion der früheren Verbreitung erheblich erschwert.

Was die floristische Durchforschung der Fränkischen Schweiz betrifft, so wurde sie wesentlich geprägt vom Wirken der Naturhistorischen Gesellschaft zu Nürnberg, insbesondere vom Kgl. Bayer. Stabsveterinär August Friedrich SCHWARZ aus Nürnberg. Ihm gelang es, eine stattliche Anzahl von Pflanzenliebhabern, es dürften mehr als dreihundert  gewesen sein, vom Gymnasiasten bis zum Professor, zum Beobachten der heimischen Flora zu animieren. Ergebnis ist das von 1892 bis 1902 erschienene Werk seiner "Flora der Umgebung von Nürnberg-Erlangen", das unübertroffen an Ausführlichkeit und Exaktheit ist, genial das Wesentliche der Verbreitung der einzelnen Arten bringt, ein landschaftsökologisches Dokument darstellt, sowie auch heute noch ein aktuelles Nachschlagewerk ist (TITZE 1992). Es besteht aus fünf Bänden und einem Nachtragsband mit zusammen 1679 Seiten. Im vierten Band, erschienen im Jahre 1901, führt SCHWARZ für die Ehrenbürg folgende Orchideen auf:

Seite

Pflanzennummer

Taxon

1115

1126

Platanthera chlorantha  (CUST.)  REICHENB, Grünliche Waldhyazinthe

1118

1131

Cephalanthera xiphophyllum  REICHENB. = Cephalanthera longifolia  (L.)  FRITSCH, Schwertblättriges Waldvögelein

1118

1132

Cephalanthera rubra, Rotes Waldvögelein

Auch in der von Franz VOLLMANN (1914) verfaßten Flora von Bayern wird die Ehrenbürg erwähnt. Der Kgl. Studienrat und Gymnasialprofessor aus München fügte mehrere Lokalfloren, ergänzt von eigenen Funddaten,  zu einer Gesamtflora von Bayern zusammen. Die Notwendigkeit eine derartige Flora zusammenzustellen ergab sich aus dem Umstand, daß das inzwischen angehäufte Material über die Pflanzen in Bayern nach einer systematischen Darstellung verlangte. Obwohl seine Angaben relativ grob gehalten sind, wegen der Ausdehnung des Untersuchungsgebietes verständlich, erwähnt er auf Seite 171 unter der Pflanzennummer 510 Cepalanthera longifolia für die Ehrenbürg.

Ebenfalls 1914 erschien von Kurt E. HARZ, Professor an der Realschule in Bamberg, die "Flora der Gefäßpflanzen von Bamberg". Bereits in seinem Vorwort zu dieser Arbeit bedankt sich der Verfasser für zahlreiche Fundortangaben bei den Herren SCHWARZ und VOLLMANN. Da verwundert es kaum, daß die Angaben für die Ehrenbürg bei HARZ auch wieder auftauchen ( Seite 229: Platanthera chloranta, Seite 230: Cephalanthera longifolia und Cephalanthera rubra).

Einen nur sehr vagen Hinweis auf Orchideen der Ehrenbürg findet man bei Franz LAUTNER (1924), der aber der Vollständigkeit halber nicht unerwähnt bleiben sollte. In seiner Arbeit über die Geologie und Pflanzenwelt des Walberla weist er auf Knabenkräuter im Bereich der Ehrenbürg hin.

Beinahe fünfzig Jahre lang sucht man nun vergeblich nach Hinweisen auf Orchideen der Ehrenbürg. Erst ab 1972 wurde der Berg wieder zu einem bevorzugten Untersuchungsgebiet für Biologen, nicht nur in systematischer, sondern vor allem auch in geobotanischer, pflanzengeographischer und pflanzensoziologischer Hinsicht; dies ist wohl auch als ein Zeichen einer zunehmend starken Faszination zu werten, welche die Botanik auf den ambitionierten Naturliebhaber und Naturfreund ausübt.

Den Anfang machte das Ehepaar Albert und Charlotte NIESCHALK (1972), die Grundlegendes zur inhaltlichen Aufklärung der Orchideengattung Epipactis beitrugen. Besonders den kritischen Arten Epipactis leptochila, Epipactis muelleri und Epipactis helleborine s. l. galt ihr Interesse. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen legten sie in der Arbeit über die Gattung Epipactis in Nordhessen vor. Ihre floristischen Forschungen dehnten sie auch auf das benachbarte Bayern aus mit der Zielsetzung, die Zugehörigkeit der bisher bekannten Vorkommen von "Epipactis helleborine" s. l. zu klären, neue Fundorte zu entdecken sowie die damals noch ungeklärten Arealbilder der kritischen Epipactis-Arten abzurunden. Diese Erkenntnisse veröffentlichten sie 1972 in ihrer Arbeit "Mitteilungen zur Verbreitung kritischer Arten der Gattung Epipactis in Bayern", wo sie auf Seite 79 Fundorte von Epipactis helleborine am Nordhang der Ehrenbürg erwähnen.

Zwei Wissenschaftler, die ihr Handwerk in der Abteilung Geobotanik des Botanischen Institutes der Universität Erlangen erlernten, setzten die floristischen Untersuchungen der Ehrenbürg fort. Wolfgang von BRACKEL (1980) hatte die Laubwald-Gesellschaften und Forste auf der Ehrenbürg und dem Eichelberg bei Forchheim zum Thema seiner Diplomarbeit ausgewählt, während sich Robert ZINTL (1980) mit der Vegetation der Ehrenbürg (Hochfläche und Westhang) beschäftigte. Auf die beiden Diplomarbeiten braucht im Rahmen dieser Abhandlung nicht näher eingegangen zu werden, denn 1983 veröffentlichten beide Autoren eine gemeinsame Kurzfassung unter dem Titel "Die Pflanzengesellschaften der Ehrenbürg bei Forchheim", in der alle für die Orchideen relevanten Daten wiedergegeben wurden (BRACKEL v. W. & R. ZINTL 1983). Folgende Arten, gegliedert nach Vegetationsgesellschaften, führen sie auf:

S.213     Lindenreicher Hangbuchenwald (Lathyro Fagetum tilietosum) Epipactis helleborine

S.218     Orchideen - Hangbuchenwald (Carici-Fagetum) Cephalanthera damasonium, Epipactis atrorubens

S.226     Subkontinentaler Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum) Epipactis helleborine, Epipactis purpurata, Neottia nidus-avis

S.234     Thermophile Schlagfluren auf Malmschutt Cephalanthera damasonium, Epipactis helleborine

S.244     Thermophile Halbtrockenrasen (Mesobrometum erecti typicum) Ophrys insectifera, Orchis ustulata

S.245     Hirschhaarstrangsaum (Geranio-Peucedanetum cervariae) Gymnadenia conopea

S.254     Wärmeliebender Eichenmischwald (Clematido-Quercetum) Cephalanthera damasomium, Epipactis atrorubens

Folgende Orchideenarten wurden nicht unter der Vegetationseinheit aufgeführt, sondern in der Rubrik gefährdete und attraktive Arten:

S.281     Cephalanthera damasomium, Dactylorhiza majalis, Epipactis atrorubens, Epipactis helleborine, Epipactis purpurata, Gymnadenia conopea, Listera ovata, Neottia nidus-avis, Ophrys insectifera, Orchis ustulata

Wichtige Erkenntnisse über die Pflanzenwelt der Ehrenbürg vermittelt uns Dieter KOMMA, Oberstudienrat für Biologie und Sport am Ehrenbürg-Gymnasium in Forchheim. Er sieht im Walberla ein ideales Studienobjekt  für Kollegiaten und macht in seinen beiden Arbeiten den Versuch, den Stellenwert der Geobotanik als Teilgebiet der Biologie für die Bildungsaufgaben des Gymnasiums herauszustellen; gleichzeitig möchte er den Leser motivieren und sensibilisieren, als Naturliebhaber und Naturschützer der Vegetation der Ehrenbürg in Zukunft mit noch mehr Respekt zu begegnen. Denn das sich Auseinandersetzen mit der Natur und ihren Gesetzmäßigkeiten ist für ihn mehr als ein reines wissenschaftliches Arbeiten. Das bewußte Erleben der Natur stellt einen wesentlichen Bereich für die Charakterbildung des jungen Menschen dar und ist somit Auftrag einer Schule, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern den Erziehungsauftrag ernst nimmt (KOMMA 1985).

Im Jahresbericht des Ehrenbürg-Gymnasiums für das Schuljahr 1983/84 gibt D. KOMMA (1984) einen Beitrag über botanische Studien auf der Ehrenbürg wieder. Auf Seite 126 führt er Ophrys insectifera für den Bereich der Halbtrockenrasen auf.

Folgende Orchideenarten erwähnt D. KOMMA (1985) in seiner vegetationskundlichen Betrachtung zur Pflanzenwelt der Ehrenbürg:

S.20       Lindenreicher Hangbuchenwald (Lathyro-fagetum tilietosum) Epipactis helleborine

S.21       Orchideen-Hangbuchenwald (Carici-fagetum) Cephalanthera damasomium, Epipactis atrorubens

S.31       Halbtrockenrasen (Mesobromium erecti) Ophrys insectifera, Orchis ustulata

S.42       Hirschhaarstrangsaum (Geranio pseudanetum cervariae) Gymnadenia conopea

Der Arbeitskreis Naturschutz Walberla publizierte im Jahre 1990 eine Schrift zur Pflanzenwelt der Ehrenbürg. Mitglieder des Bund Naturschutz in Bayern aus den umliegenden Ortschaften beschäftigten sich hauptsächlich mit den thermophilen Vegetationseinheiten am Berg und führten folgende Orchideenarten auf:

S.4         Halbtrockenrasen Gymnadenia conopea, Ophrys insectifera, Orchis ustulata

S.9         Heckensaum zum Halbtrockenrasen Listera ovata

S.11       Wärmeliebender Eichenwald am Fuße des Rodenstein Epipactis atrorubens

Den jüngsten Hinweis auf Orchideen am Walberla kann man bei Esther ZIRNSACK (1994) finden, der Tochter des Mitautors. In ihrer Facharbeit aus dem Leistungskurs Biologie beschäftigte sie sich mit der Entwicklung des Orchideenbestandes im Bereich der Ehrenbürg. Sie stellte Untersuchungen über Veränderungen des Orchideenbestandes in den Jahren 1987 bis 1993 an und versuchte Ursachen für die Populationsschwankungen darzulegen. Insgesamt acht Orchideenarten konnte sie im Bereich der Ehrenbürg aufzeigen:

S. 6        Cephalanthera damasomium

S. 7        Dactylorhiza majalis

S. 8        Epipactis helleborine, Gymnadenia conopea

S. 9        Ophrys apifera

S. 10      Ophrys insectifera

S. 11      Orchis mascula, Orchis ustulata

Somit wurden in der von uns bearbeiteten Literatur für den Bereich der Ehrenbürg fünfzehn Orchideenarten erwähnt:

  Schwarz Vollmann Harz Nieschalk Brackel & Zintl Komma Komma AK Walberla Zirnsack
  1901 1914 1914 1972 1983 1984 1985 1990 1994
Ce. damasonium         x   x   x
Ce. longifolia x   x            
Ce. rubra x   x            
Da. majalis         x       x
Ep. atrorubens         x   x x  
Ep. helleborine       x x   x   x
Ep. purpurata         x        
Gy. conopea         x   x x x
Li. ovata         x     x  
Ne. nidus-avis         x        
Op. apifera                 x
Op. insectifera           x x x x
Or. mascula                 x
Or. ustulata         x   x x x
Pl. chlorantha x x x