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Einleitung

Lage des bearbeiteten Gebietes

Geologie

Klima

Kulturgeschichte

Ausgewertete Literatur

Bemerkungen zu den einzelnen Arten

Bleiches Waldvögelein

Breitblättrige Kuckucksblume

Dunkelrote Stendelwurz

Breitblättrige Stendelwurz

Schmallippige Stendelwurz

Müllers Stendelwurz

Violette Stendelwurz

Mücken-Händelwurz

Großes Zweiblatt

Nestwurz

Bienen-Ragwurz

Fliegen-Ragwurz

Stattliches Knabenkraut

Helm-Knabenkraut

Brand-Knabenkraut

Der Orchideenbestand der Ehrenbürg

Folgerungen für den Naturschutz

Anhang

Liste gefährdeter Arten im Untersuchungsgebiet

Literaturverzeichnis


Realisation durch faktor i, mit freundlicher Genehmigung der Autoren A. Riechelmann und A. Zirnsack.

Geologie

Der Reiz und die Vielgestaltigkeit der Pflanzenformationen der Ehrenbürg sind primär im geologischen Bau begründet. Vegetationseinheiten und Böden haben sich miteinander und in ständiger Wechselbeziehung zueinander entwickelt. Zwischen beiden bestehen daher enge Beziehungen. Dabei kommt es in erster Linie auf die physiologischen Bedingungen an, die der Boden der Pflanzengesellschaft bietet; so spielen das Nährstoffangebot und der Wasser-, Luft- und Wärmehaushalt in der Beziehung zwischen Boden und Pflanzengesellschaft eine bedeutende Rolle. Gerade die Juragesteine mit ihrem auffallenden Wechsel von Tonen, Sandsteinen und Kalken tragen sehr zur Entwicklung und Vielfalt der Vegetationseinheiten bei.

Die Ehrenbürg gewährt uns an ihren Hängen einen Einblick in die Schichtenfolge des Jura vom Rhätolias bis in den Dolomit des Malm. Den Sockel des Berges im Westen bildet der obere Teil des Keupers mit dem Feuerletten und dem Rhätsandstein, der am Lindenkeller am Fuße der Ehrenbürg noch zu Tage tritt. Dort lassen sich auch noch Reste alter Steinbrüche finden, aus denen man die Steine für die Pfarrkirchen von Kirchehrenbach und Wiesenthau sowie für das dortige Schloß bezog (SCHNITZER 1958). In dem standfesten Rhätsandstein legte man früher zahlreiche Keller an, die vornehmlich den kleinen Brauereien rund um das Walberla als Lagerraum für ihr Bier dienten (JOOS 1934). Im Gaubachgraben, der sich von Kirchehrenbach nach Wiesenthau hinaufzieht, treten gelegentlich die Liasschichten zu Tage. Diese Formation wird auch Schwarzer Jura genannt, weil dunkelgraue bitumen- und schwefelhaltige Tonschiefer vorherrschen (GIRSIG 1985). Die einzelnen Stufen des Lias sind an der Ehrenbürg nur schwierig auseinander zu halten. Bodenwirtschaftlich bilden sie das fruchtbare Vorland der Ehrenbürg, das hauptsächlich aus Acker- und Wiesenland besteht.

Der Weg vom östlichen Ortsausgang von Schlaifhausen hinauf zum Rodenstein gewährt gute Einblicke in die graublauen und graugrünen Schiefertone des Dogger. Seine erste Stufe, die Schicht des Dogger alpha, wird auch als Opalinuston bezeichnet. An seiner Oberseite bilden sich Quellhorizonte heraus. Die Wasserversorgungen von Kirchehrenbach und Schlaifhausen nutzen diese Quellen (KNÖRLEIN 1997). Der Eisensandstein (Dogger beta) wird größtenteils vom Malmschutt überdeckt. Der darüber folgende Ornatenton, der als Hangverflachung kenntlich ist und wegen der schweren Böden meist Wiesen trägt, staut das Sickerwasser und zwingt es, als Quelle auszutreten (oberer Quellhorizont). Diese Hangverflachung oder Verebnung entsteht, weil der Eisensandstein des Doggers der Verwitterung einen größeren Widerstand entgegensetzt als der Opalinuston unter ihm und der Ornatenton über ihm. Folglich bleibt er als steile Stufe im Gelände stehen, wenn die Tonschichten allmählich abgetragen werden. Ebenso trotzt der darüberliegende Kalk des Weißen Jura der Abtragung stärker als die Tone und der Mergel. So bildet sich in der Höhe des Opalinustones an den Hängen eine Verebnung, gefolgt von einer Steilstufe des Doggersandsteines. Über ihm liegt dann eine zweite Verebnung in der Höhe des Ornatentons und darüber kommt nochmals ein Steilanstieg durch die Malmkalke. Sehr schön treten diese Geländestufen an der Südseite der Ehrenbürg oberhalb Schlaifhausen hervor.

Die Vermischung der Verwitterungsprodukte plus ein gewisser Anteil von Kalkstein-Hangschutt des Weißjura ergeben fruchtbare Böden, die landwirtschaftlich genutzt werden. Vor allen Dingen sind es die unzähligen Kirschen- und Zwetschgenbäume, die die Landschaft im Frühjahr in ein weißes Blütenmeer verwandeln und die Grundlage für die vielen Schnapsbrennereien der Umgebung liefern. Im 17. Jahrhundert wurde diese Doggerterasse als Anbaufläche für Wein genutzt. Doch mangelnde Pflege der Reben und schlechte Qualität des Weines verdrängten den Weinbau in der Zeit nach dem 30jährigen Krieg. Das Bier trat in Franken seinen Siegeszug an, und folglich baute man nun Hopfen auf den Hangterassen an (KNÖRLEIN 1997). An diesen Beispielen läßt sich sehr schön erkennen, wie Geländeformen, Vegetation und Bodennutzung von den anstehenden geologischen Schichten bestimmt werden.

Felsnadeln am Gipfel des Walberla. Anklicken zum VergrößernDer Malm setzt mit seinen Gesteinen der Ehrenbürg im wahrsten Sinne des Wortes die Krone auf. Die senkrechten, zerklüfteten Wände sowie die steilen Felsennadeln wurden vom Dolomit aufgebaut. Bei diesem Franken-Dolomit handelt es sich um Schwammriff-Kalke, die im Weißjura-Meer gewachsen sind (MEYER & SCHMIDT-KAHLER 1992) und bei denen ein Teil des Kalziums durch Magnesium ersetzt ist. Das Magnesiumcarbonat löst sich wesentlich schwerer als das Kalziumcarbonat und widersteht so stärker der Verwitterung. Dabei fand der Austausch des Kalziums mit dem Magnesium unterschiedlich stark statt, wodurch mehr oder weniger weiche Dolomite nebeneinander vorkommen und so letztlich die für die Felsregion der Ehrenbürg typischen steilen und schroffen Felsen entstanden. Diese Felsstandorte sind botanisch sehr interessant, denn sie gehören zu den wenigen Stellen in Mitteleuropa, die der Wald nicht erobern konnte. Sie sind Reliktstandorte sowohl einer eiszeitlich, arktisch-alpinen Flora wie auch der wärmezeitlichen Steppenheide, weil sich hier durch extreme boden- und mikroklimatische Verhältnisse kleinflächige Umweltbedingungen aus längst vergangenen Zeitabschnitten erhalten konnten (TITZE 1983).

Diese kurze Darstellung soll für eine Einführung in die Geologie der Ehrenbürg genügen, jedoch nicht ohne auf die ausführlichen Arbeiten von JOOS (1936) und KRUMBECK (1956) hingewiesen zu haben.